Warum demonstrieren unsere Landwirte?

Im Grunde sehen die Landwirte ein paar Jahre in die Zukunft.
Wir reden nicht von den wenigen Großbetrieben, sondern von den vielen Mittel-/Kleinbetrieben.

Letztlich werden die Landwirte durch Auflagen und fehlende finanzielle Unterstützung seitens des Staates und/oder der EU, nicht mehr konkurrenzfähig zu ausländischen Produkten.

Nachdem die Energiekosten, Ukrainekrieg und Inflation die Situation noch weiter verschärfen, müssen wir alle darum kämpfen, weiterhin bezahlbare Produkte zu erhalten.

Hinzu kommen natürlich noch weitere Gründe, die Alle betreffen!

Gründe für Verbraucher:

  • Qualität und Vielfalt der Lebensmittel: Wenn kleine Betriebe und traditionelle Anbaumethoden unter Druck geraten, kann dies die Vielfalt und Qualität der verfügbaren Lebensmittel verringern. Verbraucher profitieren von einer reichen Auswahl an hochwertigen, regionalen Produkten.
  • Höhere Preise: Die erhöhten Kosten, die durch strenge Auflagen und Bürokratie entstehen, können sich in höheren Preisen für Lebensmittel niederschlagen, was den Verbraucher finanziell belastet.
  • Lebensmittelsicherheit: Strengere Vorschriften, beispielsweise im Bereich Pestizide und Gentechnik, können zwar einerseits die Sicherheit erhöhen, andererseits aber auch zu höheren Produktionskosten führen, die an die Verbraucher weitergegeben werden.
  • Nachhaltigkeit: Die Förderung großflächiger, intensiver Landwirtschaftsformen kann auf Kosten der Umwelt gehen, was langfristig die Nachhaltigkeit der Lebensmittelproduktion beeinträchtigt. Verbraucher sind zunehmend an nachhaltig produzierten Lebensmitteln interessiert.
  • Lokale Wirtschaft: Die Schwächung lokaler Landwirtschaftsbetriebe kann negative Auswirkungen auf die lokale Wirtschaft und Arbeitsplätze haben, was sich wiederum auf die Gemeinschaften und Verbraucher auswirkt.
  • Verfügbarkeit regionaler Produkte: Die Einschränkung der Eigenvermarktung und der regionalen Vielfalt kann dazu führen, dass lokale und regionale Produkte für Verbraucher schwerer erhältlich sind.
  • Transparenz und Vertrauen: Verbraucher vertrauen oft auf die Qualität und die Herkunft der Lebensmittel. Probleme in der Landwirtschaft können dieses Vertrauen untergraben, besonders wenn die Transparenz der Lebensmittelproduktion abnimmt.
  • Gesundheitliche Bedenken: Gesundheitsrisiken in der Landwirtschaft, wie der Einsatz von Pestiziden und Antibiotika, können sich auf die Lebensmittelsicherheit und damit auf die Gesundheit der Verbraucher auswirken.
  • Abhängigkeit von Importen: Eine geschwächte einheimische Landwirtschaft kann zu einer erhöhten Abhängigkeit von Lebensmittelimporten führen, was die Versorgungssicherheit beeinträchtigen und zu einer größeren Anfälligkeit für globale Marktschwankungen führen kann.
  • Klimawandel: Die Förderung von Praktiken, die nicht umweltfreundlich sind, kann den Klimawandel beschleunigen, was langfristig die Lebensmittelsicherheit und -qualität für alle bedroht.

Gründe für die Landwirte:

  • Gemeinsame Agrarpolitik (GAP): Die GAP der EU wird oft kritisiert, weil sie große Agrarbetriebe begünstigt und kleine, familiengeführte Betriebe benachteiligt.
  • Subventionskürzungen: Viele Bauern sind von EU-Subventionen abhängig. Kürzungen können zu erheblichen finanziellen Schwierigkeiten führen.
  • Umweltauflagen: Während Umweltauflagen wichtig für den Schutz der Natur sind, können sie für Bauern eine finanzielle und operationelle Belastung darstellen, insbesondere wenn die Mittel für notwendige Anpassungen fehlen.
  • Marktliberalisierung: Die Öffnung der Märkte und der zunehmende Wettbewerb durch die EU-Politik können lokale Landwirte benachteiligen, die mit billigen Importen konkurrieren müssen.
  • Standardisierung: EU-weite Standardisierung von Produkten kann regionale Vielfalt einschränken und kleinere Produzenten benachteiligen, die ihre Produkte nicht an diese Standards anpassen können.
  • Handelsabkommen: Handelsabkommen der EU mit anderen Ländern können negative Auswirkungen auf die heimische Landwirtschaft haben, insbesondere wenn diese Abkommen den Import von landwirtschaftlichen Produkten zu niedrigeren Preisen ermöglichen.
  • Bürokratie: Die EU-Gesetzgebung kann sehr komplex sein, was für Bauern einen hohen bürokratischen Aufwand bedeutet und insbesondere kleinere Betriebe überfordern kann.
  • Beschränkung der Eigenvermarktung: EU-Richtlinien können die Möglichkeiten für Bauern einschränken, ihre Produkte direkt zu vermarkten, was besonders für kleine und mittelgroße Betriebe problematisch sein kann.
  • Gentechnik und Pestizidregulierung: Strengere EU-Vorschriften in Bezug auf Gentechnik und Pestizide können für Landwirte eine Herausforderung darstellen, besonders wenn sie mit Produzenten aus Ländern konkurrieren müssen, in denen weniger strenge Regeln gelten.
  • Unvorhersehbarkeit von Politikentscheidungen: Die Unsicherheit und Unvorhersehbarkeit politischer Entscheidungen auf EU-Ebene können langfristige Planungen und Investitionen für Bauern erschweren.

Familiäre und private Umstände:

  • Traditionsbewahrung: Die Landwirtschaft ist oft eng mit kulturellen Traditionen und regionaler Identität verbunden. Der Erhalt dieser Traditionen ist für viele bäuerliche Familien wichtig, insbesondere wenn das Wissen und die Praktiken über Generationen hinweg weitergegeben wurden.
  • Psychischer Druck: Bauern stehen häufig unter erheblichem Stress aufgrund von Unsicherheiten wie Wetterbedingungen, Marktschwankungen und finanziellen Belastungen. Dies kann zu psychischen Belastungen führen, die sowohl individuelle als auch familiäre Auswirkungen haben.
  • Generationenkonflikt: Jüngere Generationen, die mit modernen Ideen und Ansätzen in die Landwirtschaft einsteigen möchten, stoßen oft auf Widerstand von älteren Generationen, was zu familiären Spannungen führen kann.
  • Isolation und Entfremdung: Landwirte, insbesondere in entlegenen Gebieten, können sich aufgrund mangelnder sozialer Kontakte und Unterstützung isoliert fühlen, was sich negativ auf die familiäre Gesundheit und das Wohlbefinden auswirken kann.
  • Klimawandel: Der Klimawandel stellt eine zunehmende Herausforderung für die Landwirtschaft dar, sei es durch unvorhersehbare Wetterbedingungen oder durch die Notwendigkeit, nachhaltigere Praktiken zu adoptieren, was zusätzliche Kosten und Mühen bedeutet.
  • Erziehung und Bildung: In bäuerlichen Familien kann es schwierig sein, den Kindern Zugang zu guter Bildung und anderen Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten, besonders in ländlichen, abgelegenen Gebieten.
  • Gesundheitsrisiken: Landwirtschaftliche Arbeit ist oft mit körperlichen Risiken verbunden, einschließlich der Exposition gegenüber Chemikalien und schwerer körperlicher Arbeit, was langfristige Gesundheitsprobleme für die Familienmitglieder bedeuten kann.
  • Verlust von Artenvielfalt: Die industrielle Landwirtschaft und der damit verbundene Einsatz von Monokulturen und Pestiziden können zur Verringerung der Artenvielfalt führen, was sowohl ökologische als auch wirtschaftliche Konsequenzen hat.
  • Verbindung zur Natur: Viele Bauernfamilien schätzen die tiefe Verbindung zur Natur, die durch die Landwirtschaft ermöglicht wird. Die Bedrohung dieser Verbindung durch industrialisierte Landwirtschaftsmethoden kann als Verlust von Lebensqualität empfunden werden.
  • Soziale Verantwortung: Bauern fühlen sich oft verantwortlich, qualitativ hochwertige und gesunde Lebensmittel zu produzieren, was angesichts von Preisdruck und anderen Herausforderungen eine Belastung darstellen kann.
  • Zukunft der ländlichen Räume: Die Aufrechterhaltung lebendiger ländlicher Gemeinschaften ist für viele Bauern wichtig. Der Rückgang der Landwirtschaft kann zu einer Verödung ländlicher Gebiete führen, was soziale und ökonomische Folgen für die gesamte Region hat.

Wir können euch auch die folgende Beiträge empfehlen:

https://www.ardmediathek.de/video/lohnt-sich-das/was-verdient-ein-landwirt

https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/bauernproteste-wie-steht-es-um-landwirtschaft-verdienst-preise,U0I4GBA